Zwischen Anzug und Jogginghose - Im Home-Office die Kontrolle behalten

07. April 2020

Lesedauer: ca. 4 Min

Arbeiten im Home-Office klingt erst einmal verlockend und entspannt: freie Zeiteinteilung, keine Rush Hour, kein Dresscode. Freiraum und Flexibilität motivieren, haben aber auch ihre ganz eigenen Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Warum du in Jeans tatsächlich produktiver bist als in Jogginghose und viele weitere Strategien, um am Heimarbeitsplatz effektiv und glücklich zu arbeiten, findest du in diesem Text.

Kurz und knapp, darum geht’s:

  • Arbeiten im Home-Office kann effizient und produktiv sein, wenn man die richtigen Strategien nutzt, um langfristig den Überblick und die Kontrolle zu behalten. 
  • Routinen und Strukturierung, Pausen und Freizeit - unsere Checkliste fasst die wichtigsten Tricks zusammen.

„Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“ - damit provozierte Karl Lagerfeld einst sein Publikum. Ob in der Modebranche oder nicht - du arbeitest seit kurzem wie so viele von uns überraschend im Home-Office? Die Vorteile genießt du bestimmt: du kannst deine Zeit freier einteilen, dich mehr an deinem persönlichen Rhythmus orientieren, verlierst keine Zeit in der Rush Hour und kannst ebendiese für  schöne Dinge zuhause nutzen. Außerdem kannst du anziehen, was du willst – theoretisch.

Allerdings besteht bei freier Wahl von Zeit, Aufgaben und Kleidung auch das Risiko, dass die nötige Struktur abhandenkommt, die Arbeit an Kurs verliert und die Kontrolle langsam schwindet. Sicher nicht gleich über das ganze Leben, wie es unser Modezar Lagerfeld herausfordernd formulierte, aber über die Konzentrationsfähigkeit, die eigene Arbeitseffizienz und damit auch über die Motivation und die Zufriedenheit mit der eigenen Leistung.

Wie gelingt es, Arbeit und Privates zu trennen, wenn die Arbeit plötzlich im privaten Umfeld stattfindet? In unserer Checkliste haben wir die wichtigsten Strategien zusammengestellt, die Kontrolle und Struktur in dein Home-Office bringen und dich in deinen eigenen vier Wänden konzentriert, effizient und zufrieden arbeiten lassen.

 

Die Checkliste für dein Home-Office:

1. Bewahre deine Routinen

Routinen helfen dabei, sich zu organisieren und effizient zu arbeiten. Gehe deshalb morgens so vor wie an jedem anderen Arbeitstag auch. Stehe zur gleichen Zeit auf und setze dich zur gewohnten Zeit an den Schreibtisch. Routinen gelten auch für deine Kleidung: nicht zwingend ein Anzug oder Kostüm, aber doch zumindest eine Jeans und ein seriöses Oberteil sorgen dafür, dass du in Arbeitsstimmung kommst. Auch wenn es verlockend klingt, den ganzen Tag in Jogginghose zu verbringen, sendet sie das falsche Signal – sie aktiviert „Freizeit“ in deinem Unterbewusstsein und hindert dich daran, mental in der Arbeit anzukommen.

2. Trenne Arbeit und Freizeit

Du solltest einen festen Platz für deine Arbeit festlegen, an dem du effizient und ungestört arbeiten kannst. Ablenkungsquellen solltest du so gut wie möglich fernhalten. Du solltest nicht vom Bett oder der Couch aus arbeiten, denn du brauchst auch Räume, die ganz klar deiner Freizeit zuzuordnen sind. Der Vorteil deines festen Arbeitsplatzes ist auch die Tür, die du nach Feierabend schließt - in der Wohnung und im Kopf.

3. Strukturiere und priorisiere

Um einen strukturierten Arbeitsalltag zu schaffen und organisiert arbeiten zu können, halte morgens schriftlich fest, was du alles erledigen musst und wo die Prioritäten liegen. Du kannst auch einen ganz detaillierten Zeitplan einschließlich deiner Pausen erstellen. Kläre ab, zu welchen Zeiten du am Handy zwingend erreichbar sein musst und wann du ungestört arbeiten kannst. Und nicht vergessen: To-Do-Listen abhaken macht glücklich.

4. Mache Pausen

Orientiere dich an deinem Büroalltag und gönne dir die gleichen Pausen. Am besten verlässt du dafür deinen Heim-Arbeitsplatz. Stelle einen Timer und starte keine häuslichen Großprojekte („Ich putze mal eben…“). Gönne dir Erholung und schaffe dir einen Ausgleich. Bewährte Pausentricks sind z.B. Bewegung, frische Luft, gesund essen und viel trinken.

5. Mach es dir schön

Endlich hast du die Chance, deinen Arbeitsplatz nach deinen eigenen Bedürfnissen zu gestalten. Sorge für ein Arbeitsumfeld, in dem du dich wohl fühlst und produktiv arbeiten kannst. Viel Licht, ein passender Bürostuhl, schlaue Ordnungssysteme, ergänzt um das ein oder andere Foto. Wusstest du, dass Pflanzen im Büro laut einer britischen Studie nicht nur Wohlbefinden, sondern auch Kreativität und Produktivität steigern?

6. Bleib in Gesellschaft

Wenn dein Job mit vielen Sozialkontakten verbunden ist, dann halte diese so weit wie möglich über verschiedene Kanäle aufrecht. Verbringe deine Pausen weiterhin in Gesellschaft. Du kannst auch Begegnungen aus dem Alltag nutzen, z.B. beim Einkaufen oder auf der Straße. Übrigens: Soziales Lächeln aktiviert Hirnareale, die für Wohlbefinden sorgen.

7. Mache Freizeit zu freier Zeit

Um Überlastung vorzubeugen, ziehe rechtzeitig Grenzen und achte darauf, dein gewöhnliches Stundenpensum nicht völlig zu überreizen. Sind deine To Do’s abgehakt, mache Feierabend. Deinen Arbeitslaptop solltest du ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr öffnen und dein Arbeitshandy abschalten. Und nun genieße deine freie Zeit!  

 

Von Nicola Loacker, Psychologin und Recruiterin bei K211 Consulting

Quellen:

Badura, B., Ducki, A., Schröder, H., Klose, J. & Meyer, M.: Fehlzeiten-Report 2019, Schwerpunkt: Digitalisierung - gesundes Arbeiten ermöglichen. Springer, Berlin Heidelberg 2019.

Heinemeier Hansson, D. & Fried, J.: Remote: Office Not Required. Vermilion 2013

Leithäuser, J.: Psycho-Hygiene-Tipps für Home-Office und Quarantäne. Homepage Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung 2020.

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